Der Ehrw. Geshe Kelsang hat sich gegen den 14. Dalai Lama geäußert, als Reaktion auf das Verbot der Praxis des Dharmabeschützers Dorje Shugden durch den Dalai Lama. Im November 1996 sagte er in einem Interview:

Im April dieses Jahres (1996) erhielt ich viele dringende Bitten von Tibetern, die in Indien leben, und einige Bitten von Menschen aus dem Westen, die Verbindungen zu Tibetern haben, ihnen zu helfen die Freiheit zu erreichen, den Dharmabeschützer Dorje Shugden zu verehren. Ich habe viele Briefe und viele Informationen über das Verbot dieser Praxis erhalten.

Am Anfang habe ich das völlig ignoriert und dachte, ich würde mich nie in dieses tibetische politische Problem einmischen. Später erhielt ich einige dringende Faxe von einer Amerikanerin namens Tina, der Freundin eines Tibeters namens Losang Chögyal in Indien. Meine Assistentin setzte sich per E-Mail mit Tina in Verbindung, um sich zu vergewissern, dass die Faxe echt waren. Wir realisierten, dass diese Informationen aus Indien kamen.

Durch diese Briefe verstand ich, dass S.H. der 14. Dalai Lama öffentlich erklärt hatte, dass Dorje Shugden ein böser Geist sei und dass er die Absicht habe, ein vollständiges Verbot dieser Praxis zu verhängen. Um seine Wünsche zu erfüllen, entfernten viele Tibeter in verschiedenen Gebieten Indiens Statuen und Bilder von Dorje Shugden aus Tempeln und Privathäusern, zerstörten sie, warfen sie auf den Müll, verbrannten sie usw., und hinderten die Menschen gewaltsam an ihrer Verehrung.

Aus diesem Grund hatten so viele Menschen in vielen Gegenden Angst und erlebten viel Leid und Disharmonie, insbesondere in einigen der Klöster. Die Spannung war so groß, dass die Menschen gegeneinander zu kämpfen begannen, Tibeter gegen Tibeter.

Zu dieser Zeit erinnerte ich mich daran, was in Tibet unter Maos Regime geschehen war, als die Leute wertvolle Statuen und Dharma Schriften zerstörten und so viele verschiedene Arten von Leid erlebten. Ich dachte, dass die gegenwärtige Situation in Indien der in Tibet sehr ähnlich ist. Ich war so enttäuscht und es fiel mir schwer, die schlechten Nachrichten zu ertragen. Dann änderte sich mein Geist und ich entwickelte den starken Wunsch, diesen Tibetern zu helfen. Andererseits dachte ich, dass ich, wenn ich mich in diese politische Angelegenheit einmischen würde, von vielen Menschen kritisiert würde und dass sogar mein Leben in Gefahr sein könnte. Doch schließlich sagte ich mir, dass ich Selbstwertschätzung aufgeben und mich für das Wohlergehen dieser Menschen einsetzen muss.

Zunächst arbeiteten wir daran, alle Informationen, die wir aus Indien erhalten hatten, in vielen verschiedenen Zeitungen im Vereinigten Königreich zu veröffentlichen, doch niemand wollte sie drucken. Da es sich um eine Geschichte über Tibeter handelte, setzten sich die Zeitungen mit dem Tibet-Büro in Verbindung, um die Echtheit zu überprüfen, und dort wurde sie natürlich bestritten. Aufgrund dieser Probleme hielten die Mitglieder der Shugden Unterstützer-Gemeinschaft ein Treffen ab und beschlossen, Demonstrationen in der Hoffnung zu organisieren, dass Seine Heiligkeit seine Meinung ändern und das Verbot der Verehrung von Dorje Shugden zurücknehmen würde. Nach zwei Demonstrationen forderte eine Delegation der Gemeinschaft der Shugden Unterstützer S.H. formell auf, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, die das Verbot der Dorje Shugden Praxis aufheben und seinem Volk, das Dorje Shugden verehren wollte, die Freiheit der Verehrung wiedergeben würde. Er unterzeichnete die Vereinbarung nicht.

Nach der dritten Demonstration forderte ich die Mitglieder der ISC nachdrücklich auf, alle politischen Aktivitäten sofort einzustellen. Da mir klar war, dass S.H. das nicht akzeptieren würde, hatte es keinen Sinn, weiterzumachen. Ich bat die Menschen in den Dharma Zentren, alle diese politischen Angelegenheiten zu vergessen und sich ausschließlich auf ihre Dharma Praxis zu konzentrieren.

Im Januar 2008 verstärkte der Dalai Lama seine Bemühungen, die Praxis von Dorje Shugden zu unterdrücken, indem er sie in Klöstern in Südindien verbot; und seine tibetische Exilregierung unterstützte dies mit einer erzwungenen Unterschriftenkampagne. Viele Mönche wurden aus ihren Klöstern vertrieben. Die erzwungene Unterschriftenkampagne und die Ächtung griffen auch auf die Laiengemeinschaft über. Die Internationale Shugden Gemeinschaft (ISC) wurde im April 2008 als Zusammenschluss besorgter westlicher, tibetischer und anderer östlicher Dorje Shugden Praktizierender gegründet, um sich diesem Verbot und der Ausgrenzung zu widersetzen, teilweise durch friedliche Demonstrationen (nachdem ihre Briefe ignoriert worden waren). Die ISC und die Neue Kadampa Tradition (NKT) waren unterschiedliche Organisationen.

Die ISC löste sich auf, als der Dalai Lama das Verbot später aufhob. Weitere Informationen finden Sie unter Was ist die Beziehung zwischen der Neuen Kadampa Tradition und der internationalen Shugden Gemeinschaft.