Der Ehrw. Geshe Kelsang Gyatso stellte allen ansässigen Lehrern 2001 am Manjushri Kadampa Meditationszentrum Ein Leitfaden zur moralischen Disziplin – das Interne Reglement der Neuen Kadampa Tradition (NKT) vor. Hier sind Auszüge aus diesem Vortrag.

Ich muss einige Informationen über die Entwicklung unseres Internen Reglements geben. Am Ende dieses Treffens werdet ihr ein Exemplar dieser Broschüre mit dem Titel „Ein Leitfaden der moralischen Disziplin – Das Interne Reglement der Neuen Kadampa Tradition“ erhalten. Wir wissen, dass jede Religion, jede Organisation, jede Familie oder Gruppe – sogar ein Ehepaar – einige interne Regeln oder interne Traditionen hat. Jeder hat sie. Manchmal sagen wir, dass eine Familie ihre eigenen Traditionen hat, die sie strikt befolgt. In Wirklichkeit sind damit ihre internen Regeln gemeint. Jeder hat sie. Wir brauchen sie also. Im Allgemeinen sagen wir „interne Regeln“, aber in Wirklichkeit ist unsere Organisation eine religiöse oder spirituelle Organisation oder Gemeinschaft, also ist unser Internes Reglement natürlich ein Leitfaden für moralische Disziplin. Wir brauchen sie. Ich glaube, dieser Leitfaden der moralischen Disziplin wird in Zukunft viele Probleme lösen. Er wird euch in die richtige Richtung lenken und euch davor bewahren, in eine falsche Richtung zu gehen.

Wir brauchen ihn, weil Organisationen des Mahayana Buddhismus, insbesondere der Kadampa Buddhismus, in diesem Land völlig neu sind. Da es sich um eine neue Entwicklung handelt, haben wir kein Vorbild, das wir kopieren können. Wir können die Tibeter nicht kopieren, weil unsere Gesellschaften völlig unterschiedlich sind – unsere Tradition, unsere Kultur, unser Geist, unser Leben, unsere Gesellschaft, unser Lebensstil und unsere Lebensweise sind völlig unterschiedlich. Wir können nicht der tibetischen Tradition folgen. Wir können nicht wie die Christen, wir können nicht wie die Hindus und wir können nicht wie die Muslime handeln. Alles ist neu, also müssen wir uns selbst unseren eigenen Leitfaden der moralischen Disziplin erschaffen.

Ich habe fast drei Jahre lang darüber nachgedacht, weil ich die Absicht hatte, dass die Menschen in der Zukunft, nach meinem Tod, wissen müssen, wie sie für unsere NKT sorgen sollen – sie benötigen Richtlinien. Da sie jedoch neu ist und die Gesellschaft anders ist, war es schwierig zu wissen, welche Art von internen Regeln benötigt werden. Das ist nicht einfach, sondern sehr kompliziert. Aber glücklicherweise haben wir, ihr und ich, jedes Jahr durch Erfahrung unser Verständnis darüber verbessert, welche Art von internen Regeln benötigt werden. Jedes Jahr ist meine Erfahrung, wie man die NKT führt und für sie sorgt, immer klarer geworden. Schließlich habe ich sie dieses Jahr fertiggestellt. Sie stammen von mir. Einige haben mir mit dem Englisch geholfen, aber ansonsten habe ich alles organisiert oder entworfen.

Jetzt haben wir neunzehn Punkte; sie sind wie Verpflichtungen. Zuerst dachte ich, dass ich bei diesem Treffen alles ausführlicher erklären würde, aber das ist unmöglich – es würde viele Stunden dauern. Aber in Wirklichkeit werdet ihr alles verstehen, wenn ihr sorgfältig lest. Ich erinnere mich sogar daran, dass ich euch eine Kopie davon geschickt habe und euch gebeten habe, sie den Mitgliedern eures jeweiligen Dharma Zentrums vorzulesen, ihr kennt sie also schon.

Die Neue Kadampa Tradition, oder NKT, sind die Hunderte unserer Dharma Zentren, die zu einem gemeinsamen spirituellen Weg vereint sind. Materiell sind diese Zentren unabhängig, spirituell aber folgen sie einem Weg. Vom spirituellen Standpunkt aus gesehen ist kein Zentrum unabhängig, doch vom materiellen Standpunkt aus sind die Zentren unabhängig. Da die Organisation nur spirituell ist, ist sie sehr einfach zu organisieren. Es gibt keine politischen oder materiellen Dinge, also ist es sehr einfach. Bis jetzt haben wir das NKT Sekretariat sehr einfach mit nur zwei Personen geführt – dem Sekretär und dem Schatzmeister – und mit mir. Das liegt daran, dass es keine politischen oder geschäftlichen Aktivitäten gibt, sondern nur spirituelle Aktivitäten. Es ist daher sehr schön und wunderbar.

Was ist also die Neue Kadampa Tradition spirituell gesehen? Vom spirituellen oder religiösen Standpunkt aus gesehen sind alle einzelnen Dharma Zentren die NKT. Wer sollte es sonst sein? Da gibt es nichts sonst. Ich bin nicht die NKT, der Sekretär ist nicht die NKT und der Schatzmeister ist nicht die NKT. Die NKT sind alle einzelnen Dharma Zentren. Da aber in den gesetzlichen Mustersatzungen keine religiösen Regeln oder Richtlinien für tägliche Aktivitäten enthalten sind, gibt es einen Unterschied zwischen religiösen Regeln und gesetzlichen Regeln. Wir müssen nicht viel über die gesetzlichen Satzungsvorschriften nachdenken, weil die Richtlinien für religiöse Aktivitäten oder religiöse Regeln nicht in den gesetzlichen Vorschriften oder der rechtlichen Mustersatzung enthalten sind. Wir brauchen unsere eigene interne Satzung, die wir unser Internes Reglement nennen. Da diese Organisation spirituell ist, hat sie auch spirituelle Regeln. In diesen Regeln ist nichts enthalten, was nicht mit spiritueller Praxis zu tun hat. Alle neunzehn Punkte beziehen sich auf spirituelle Praxis, daher haben wir sie „Ein Leitfaden der moralischen Disziplin“ genannt.

Wie ich sagte, ist die NKT die vielen Hunderte von buddhistischen Zentren, die in einen gemeinsamen spirituellen Weg vereinigt sind. Es ist sehr wichtig, diese Vereinigung von Generation zu Generation zu bewahren und dafür zu sorgen, dass sie wächst und nicht degeneriert. Das ist sehr wichtig. Zu diesem Zweck habe ich dieses Interne Reglement aufgestellt. Es gibt noch einen weiteren Grund. Unser Hauptziel ist es, dass die einzelnen Praktizierenden sich durch die Dharma Praxis verbessern und Fortschritte machen, dass sie immer reiner werden, dass sie sich verbessern und von einem niederen oder unreinen Wesen zu einem höheren oder reinen Wesen werden. Sowohl aus Sicht des Einzelnen, der sich durch die Dharma Praxis verbessert, als auch aus Sicht der Aufrechterhaltung unserer Gesellschaft als einer reinen Gesellschaft, einer reinen Dharma Gemeinschaft, brauchen wir deshalb diese Art von Internem Reglement. Wir sagen Internes Reglement, aber in Wirklichkeit sind es spirituelle Verpflichtungen.

Wenn ihr genau hinschaut, wird im Internen Reglement nicht die Erlaubnis gegeben, es zu ändern. Einige sagten, dass wir eine Ausnahme erlauben müssten, um in der Zukunft Änderungen vorzunehmen, weil sich Situationen ändern, die Gesellschaft sich ändert und viele Umstände und Bedingungen sich ändern, sodass es vielleicht später notwendig sein wird, Änderungen vorzunehmen. Aber ich sagte dazu nein. Das liegt daran, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Satzung handelt, sondern um eine spirituelle Satzung – es sind spirituelle Verpflichtungen. Es ist so wie beim Kadampa Geshe Chekhawa, der ausführlich achtzehn Verpflichtungen als Methode zur schnellen und fehlerfreien Verbesserung der Lojong Erfahrung der Praktizierenden festlegte, als er Geistesschulung oder Lojong lehrte. In ähnlicher Weise habe ich diese neunzehn Verpflichtungen festgelegt.

Ich habe bis jetzt fast 25 Jahre lang ausgiebig gelehrt, habe viele Dharma Bücher geschrieben und viele Dharma Zentren organisiert, und jetzt habe ich neunzehn Verpflichtungen als Methode zur Erlangung authentischer Ergebnisse aus der Dharma Praxis festgelegt, als eine schnelle Methode für den Einzelnen, um das endgültige Ziel zu erreichen, und um die NKT als eine reine Gesellschaft oder Gemeinschaft zu erhalten, die ein ganz besonderes Vorbild in der Welt sein wird. Aus diesem Grund habe ich diese neunzehn spirituellen Verpflichtungen festgelegt. Niemand kann sie ändern. Als Buddha Shakyamuni die Bodhisattva Lehren gab, legte er neunzehn Haupt- und sechsundvierzig Nebenverpflichtungen der Bodhisattva Gelübde fest, damit die Menschen auf dem Bodhisattvapfad schnell Fortschritte machen können. Ähnliches gilt für die tantrische Ordination. Niemand kann sie ändern. Nur weil die Gesellschaft, die Situationen und die Menschen anders sind, können wir nicht sagen, dass wir die achtzehn Verpflichtungen von Geshe Chekhawa ändern müssen. Wir können das nicht sagen, weil es sich um spirituelle Praxis handelt; dies ist Dharma und deshalb kann niemand es ändern. Ich akzeptiere es daher nicht, dass Änderungen am Internen Reglement vorgenommen werden müssen.

Die meisten dieser Verpflichtungen beziehen sich auf spirituelle Leiter und Lehrer. Es gibt nur sehr wenige, die sich auf normale Praktizierende beziehen, mit Ausnahme einiger Regeln für Praktizierende, die in Dharma Zentren leben. Die meisten Verpflichtungen sind für die allgemeinen spirituellen Leiter, die nationalen spirituellen Leiter und die ansässigen oder Hauptlehrer gemacht. Der Grund dafür ist, dass es für diese Menschen sehr notwendig ist, solche Regeln zu haben. Die spirituellen Leiter und ansässigen Lehrer werden allmählich die Macht oder Fähigkeit erlangen, den Buddhadharma zu verbreiten. Sie können machtvoll sein, den Buddhadharma zu verbreiten, oder sie können machtvoll sein, den Buddhadharma zu zerstören. Sie können beides tun, weil Menschen an sie glauben und ihnen folgen, also brauchen sie eine besondere Disziplin von Regeln und Verpflichtungen. Der wichtigste Punkt ist also, dass wir dieses Interne Reglement vor allem für die allgemeinen spirituellen Leiter, die nationalen spirituellen Leiter und die Zentrumslehrer in der Zukunft brauchen.

Außerdem wird ganz am Anfang der Zweck des Internen Reglements erklärt. Ich hoffe daher, dass ihr versteht, dass sie sehr wertvoll sind und dass sie zu euren Augen werden, durch die ihr seht, in welche Richtung ihr gehen müsst, den richtigen Weg, und die euch davor bewahren, die falsche Richtung einzuschlagen. Sie werden zu eurem spirituellen Meister, der euch sehr tiefgründigen Rat gibt. Die meisten unserer Probleme sind Motivationsprobleme . Wir haben Motivationsprobleme, Probleme mit Sicht und auch Probleme mit Vertrauen. Wenn ihr euch auf diese spirituellen Regeln verlasst, könnt ihr all diese Probleme lösen und immer reine Handlungen von Körper, Rede und Geist bewahren. In dieser Weise werdet ihr zu eurem eigenen spirituellen Meister, wie Buddha Vajradhara. Dies ist hoffentlich ein äußerst wertvolles Objekt für euch.

Andernfalls ist es sehr gut möglich, dass wir in der Zukunft große Motivationsprobleme bekommen, denn ich habe das früher schon erlebt. Einige Lehrer waren ganz am Anfang sehr reine Schüler und wir hatten eine so schöne, reine Beziehung. Ich betrachtete sie als wunderbare Schüler. Weil sie zum einen selbst sehr intelligent waren und zum anderen meine Segnungen empfingen, waren sie später sehr erfolgreich und viele Menschen respektierten sie und brachten ihnen Gaben dar. Allmählich entwickelte sich mehr und mehr Festhalten und danach eine schlechte Motivation. Anstatt Dharma Verwirklichungen zu entwickeln, hielten sie stark an Ansehen, Geld und insbesondere Macht fest; und dann wollten sie alles für sich selbst. (…)

Diesem Internen Reglement zufolge teilen wir die Macht innerhalb der NKT. Das ist so, weil wir in demokratischen Ländern leben. Auch wenn wir eine Religion sind, müssen wir die Bräuche unseres Landes respektieren. Wenn ihr dieses Internen Reglement lest, werdet ihr sehen, dass die Macht überall geteilt wird. Die Menschen, die die hauptsächliche Macht haben, sind die Mitglieder des Ausbildungsrates, das heißt ihr selbst, alle Zentrumslehrer. (…)

Das Wichtigste ist, dass die Zentrumslehrer Vertrauen in den Buddhismus, eine gute Absicht und eine richtige Sichtweise haben. Diese drei sind die wichtigsten Qualifikationen eines Dharma Lehrers. Wenn ihre Motivation falsch ist, wird es nicht funktionieren, selbst wenn sie das Lehrerausbildungsprogramm abgeschlossen haben. Wenn wir kein Vertrauen in den Dharma haben, ist er leer. Wenn wir falsche Ansichten haben, ist das ein ernsthaftes Hindernis, und dann erreichen wir nichts. Jeder  Mensch mit den drei Qualitäten des Vertrauens, einer guten Absicht und einer richtigen Sichtweise kann am Lehrerausbildungsprogramm teilnehmen und ihr könnt sie ermutigen, ein qualifizierter Lehrer zu werden und zu lehren. (…)

Wir können denken: „Ich brauche Geld, ich brauche Ansehen und gute Bedingungen, weil ich ein menschliches Wesen bin, aber ich werde den Dharma nie für diese Ziele nutzen. Mein Hauptziel beim Studieren und Lehren des Dharma ist, anderen zu helfen und den Buddhadharma zu verbreiten, damit die Menschen immensen Nutzen daraus ziehen. Mein Hauptziel ist, dass ich mein Leben sinnvoll gestalten möchte. Natürlich brauche ich etwas Geld, Ansehen und gute Bedingungen, aber mein Hauptziel beim Lehren des Dharma ist, dass meine Aktivitäten sinnvoll sind. Geld, Ansehen und andere Bedingungen geben meinem Leben keinen wirklichen Sinn. Nur der Dharma gibt meinem Leben einen Sinn. Aus diesem Grund versuche ich, selbst Dharma zu praktizieren und andere zu lehren.“ Eine schlechte Motivation ist ein ernstes Problem. Ihr werdet nicht nur euch selbst, sondern auch eure Schüler zerstören. (…) Aufgrund von Hindernissen kann dies sogar jemandem passieren, der normalerweise gut ist, deshalb braucht ihr dieses Internen Reglement.(…)

In dieser Weise haben wir inneren Schutz gefunden und nach meinem Tod könnt ihr diesen nutzen. Ich bin jetzt siebzig Jahre alt. Ihr solltet nicht darauf hoffen, dass ich noch viel länger bleibe, denn im Allgemeinen ist das Leben eines Menschen sehr kurz und vor allem ist der größte Teil meines Lebens schon vorbei – vielleicht sind noch ein paar Jahre übrig. Und ein Jahr vergeht schnell, wie ihr wisst. Jahr für Jahr, selbst zehn Jahre vergehen sehr schnell. Dann bleibt also nichts mehr übrig. Aber ihr könnt diese Art von spirituellen Regeln fortwährend anwenden und dadurch könnt ihr diese besondere Vereinigung der Zentren aufrechterhalten. Dann könnt ihr in Harmonie und guten Beziehungen zusammenarbeiten und den Kadam Dharma in der ganzen Welt verbreiten. Jedes Land und jede Stadt sollte mit Kadam Dharma erfüllt sein. Das Geisteskontinuum eines jeden Menschen in Ost und West sollte mit Weisheit, die Wirklichkeit, endgültige Wahrheit versteht, erfüllt sein. Ihr wisst, was für ein Thema wir jetzt studieren – versucht, das zu verstehen und zu lehren. Ihr wisst, wie wertvoll, wichtig und tiefgründig dies ist.

Heutzutage seht ihr, wie Wissenschaftler und viele andere Intellektuelle so viele Diskussionen führen. (…) Obwohl wir den praktischen Weg, Lamrim, betonen, studieren wir sehr sorgfältig und glauben nicht einfach nur etwas oder stellen uns etwas vor. Wir suchen und erforschen wirklich die wahre Natur der Phänomene, jedes Objekt und Subjekt, die Grundlage, den Weg und das Ergebnis. Wir können alles mit stichhaltigen, logischen Gründen beweisen und nicht nur sagen: „Buddha sagt dies“ oder „Geshe Kelsang sagt das.“ (…)

Früher war mein Problem, oder das Problem von Tibetern, die Sprache. Wir kennen euren Geist, eure Denkweise oder eure Lebensweise nicht. Nun, ihr kennt alle diese Dinge und ihr kennt auch Dharma. Ihr kennt eure Kultur, den Geist eures Volkes, eure Lebensweise, und so ist es sehr einfach, diese besondere, wertvolle Anleitung überall zu präsentieren und anzubieten. Es ist nicht nur eine Vorstellung oder ein Glaube, sondern es ist die Wirklichkeit. Daher verstehe ich die NKT als eine sehr wichtige Organisation. Ich sage nicht, dass andere Organisationen schlecht sind und ihr gut seid.

Wenn ein oder zwei Menschen oder Lehrer schlechte Dinge tun, können alle zusammen dies verhindern, indem sie den spirituellen Leiter in seiner Verantwortung unterstützen. (…)

Alle allgemeinen spirituellen Leiter dienen für vier Jahre. Wir wählen auch einen stellvertretenden spirituellen Leiter sowie nationale spirituelle Leiter für die einzelnen Länder. Deshalb wird in diesem Internen Reglement,, wenn der allgemeine spirituelle Leiter stirbt oder zurücktritt, der stellvertretende spirituelle Leiter automatisch zum allgemeinen spirituellen Leiter. Es wird hier erklärt, wie man ihn auswählt – welche Qualifikationen notwendig sind. Der stellvertretende spirituelle Leiter verbringt viele Jahre mit dem allgemeinen spirituellen Leiter, um zu lernen. Alle spirituellen Leiter haben eine vierjährige Amtszeit, aber wenn ihr zufrieden seid, könnt ihr sie wieder wählen. Danach brauchen wir keinen allgemeinen spirituellen Leiter mehr zu wählen, weil der Stellvertreter bereits gewählt wurde. Deshalb ist dies unsere Überlieferungslinie. Das ähnelt der demokratischen Tradition, nicht der tibetischen. Wir müssen die Traditionen unserer Länder respektieren, auch wenn wir eine religiöse Organisation sind. Wir sind auch Mahayana Buddhisten und brauchen daher Gleichmut, um Macht überall zu teilen. So, das ist meine Antwort.

Meine Aufgabe ist also fast beendet. Dann wird es hier keine Tibeter geben, ihr werdet also unabhängig sein, es wird ein westlicher Buddhismus sein. Wir können nicht sagen, dass es ein „tibetischer Buddhismus“ ist, denn es wird ein völlig westlicher Buddhismus sein, ein Kadampa Buddhismus. Aber ihr braucht Harmonie und gute Beziehungen, ihr müsst zusammenarbeiten und euren allgemeinen spirituellen Leiter und die nationalen spirituellen Leiter unterstützen. Die nationalen spirituellen Leiter haben die Verantwortung, die Dharma Zentren in ihrem eigenen Land zu verbessern und zu betreuen, das ist also sehr wichtig. Ihr seid auch sehr wichtig, weil ihr die Hauptlehrer eines Dharma Zentrums seid und viele Menschen werden euch respektieren und euch folgen. Das Wichtigste ist, ein gutes Herz und Vertrauen in den Dharma zu bewahren und zu versuchen, frei von falschen Ansichten zu sein. Versucht eure Sicht und die Dharma Sicht in Einklang zu bringen. Dann werdet ihr das Selbstvertrauen haben, Dharma zu lehren, ansonsten ist es ziemlich schwierig. Es ist sehr wichtig, dass unsere Sicht und die Sicht des Buddha übereinstimmen. Ihr könnt diese Qualifikationen schrittweise verbessern.

Im Allgemeinen haben wir bis jetzt natürlich eine sehr gute Arbeit geleistet. Ihr wisst, wie die NKT erblüht. Aber dennoch müssen wir vorsichtig sein. Manchmal ist unsere Selbstwertschätzung zu stark und dann sind Hindernisse möglich. Versucht deshalb, fortwährend Segnungen zu erhalten und Vertrauen in den Dharma zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Und genießt den Dharma. Wenn ihr selbst keine Freude am Dharma habt, wie könnt ihr ihn dann lehren? Wenn wir zu sehr Samsara genießen, wie können wir dann Entsagung lehren? Wir sagen immer: „Samsaras Vergnügungen sind täuschend, geben keine Zufriedenheit, nur Qualen“, und lehren die Nachteile Samsaras, doch wenn wir Samsara zu sehr genießen, werden uns die Menschen nicht glauben! Wir müssen also versuchen, den Dharma zu genießen und das Glück im Innern zu suchen, nicht im Außen. Wir werden nie wirkliches Glück im Außen finden, niemals. Wenn wir das Glück im Außen suchen, werden wir vielleicht Glück finden, vielleicht aber auch Leiden, wir wissen es nicht. Stattdessen suchen wir das Glück im Innern, im Geist, im inneren Frieden, in der Zufriedenheit, Geduld, Weisheit, im Mitgefühl. Genießt den Dharma. Selbst wenn ihr keine authentischen Verwirklichungen erlangt, werdet ihr zumindest ein wirklicher Praktizierender des Dharma.

Wenn unsere Praxis uns einen glücklichen Geist beschert, ist dies ein klares Zeichen dafür, dass wir es sehr gut machen. Wenn unsere tägliche Praxis uns nie einen glücklichen Geist beschert, sondern wir sie langweilig finden, ist dies ein Zeichen dafür, dass etwas falsch ist, und dann müssen wir uns ändern. Das Beste ist zu versuchen, alle unsere Dharma Studien, einschließlich Ozean von Nektar, in die Lamrim Praxis zu integrieren, und dann wird das Lehren von Freudvoller Weg und Acht Schritte zum Glück für unsere persönliche Motivation, unsere Sicht und unser Vertrauen sowie unsere täglichen Aktivitäten sehr nützlich sein. (…)

Die westlichen Länder sind demokratische, freie Gesellschaften, die Menschen haben die Befugnis, alles zu sagen, deshalb funktioniert die tibetische Tradition hier nicht. Am besten ist es, so zu sein wie Gandhi oder diese alte Nonne Mutter Theresa, die jeder respektiert. So sollten wir handeln. Dann wird euch jeder folgen und euch respektieren. Dann habt ihr die große Chance, Buddhadharma zu verbreiten und Millionen von Menschen durch Dharma zu helfen. Das ist das Beste. Für uns ist die beste Lebensweise, Sicht und Absicht jene, die Geshe Langri Tangpa in Acht Schritte zum Glück erklärt. Deshalb sollten wir diese Arten von Qualitäten verbessern und zusammenarbeiten.

In dieser Weise wird die NKT, wenn die Person meines nächsten Lebens kommt, vielleicht ein junges Mädchen oder ein Junge, hundertmal besser sein als während meines Lebens. Zu Dromtönpas Zeiten wuchs der Kadam Dharma hundertmal mehr als zu Atishas Zeiten. Zu Geshe Potowas Zeiten verbreitete sich der Kadam Dharma hundertmal mehr als zu Dromtönpas Zeiten. Ich hoffe, dass die Kadam Tradition hier ähnlich sein kann – indem sie mit jeder Generation wächst. Wenn wir reine Handlungen ausführen, wird unsere Tradition einen immensen Nutzen für die Menschen haben. Wenn wir nicht rein sind und unsere Lebensweise nicht rein ist, und wenn unsere Unterweisungen und unsere Praxis nicht rein sind, dann hat es nicht viel Sinn, sie zu verbreiten. Deshalb brauchen wir beides. (…)

© Neue Kadampa Tradition – Internationale Union des Kadampa Buddhismus 2001.